Lammspieße auf Couscous – 9

Teil 1

Es wurde ein großartiges Fest. Unser Essen versetzte die Gäste in eine fröhliche, ausgelassene Stimmung. Alle waren begeistert und lobten unsere Kochkünste.
Rosi schaute sich verstohlen nach Axel Klinger um.
„Es ist der Typ da drüben mit den schwarzen Haaren“, raunte sie mir zu.
Axel Klinger löste sich gerade aus einer Gruppe von Leuten und strebte dem Buffet zu. Der Augenblick war günstig. Ich griff nach meiner Platte, auf der sich zufällig nur noch ein einziger Lammspieß auf Couscous befand, und schnitt Axel Klinger den Weg ab. Er fing meinen Blick auf und strahlte mich eine Spur zu übertrieben an. Was für ein aufgeblasener Kerl! Ich straffte meine Schultern und strahlte zurück. Dieser Mann würde mir nicht widerstehen können. Und meinem Lammspieß auch nicht.

Fortsetzung folgt …

Lammspieße auf Couscous – 4

Teil 1
Unser Buch wurde ein wahrhaft magisches Kochbuch, und so nannten wir es auch: „Das magische Kochbuch – zauberhafte Rezepte von Rosi Löwenherz und Katja Sommerland“.
Als wir fertig waren, schickte ich das Manuskript voller Zuversicht an einen Verlag. Und später an noch einen. Und noch einen. Und noch und noch und noch einen.
Unsere Euphorie wandelte sich in Ratlosigkeit. Warum wollten die Verlage unser Buch nicht haben? Was war daran so verkehrt?
Wir hatten die Hoffnung fast aufgegeben, als wir Post von einer Lektorin aus dem Hause Kampmann & Hoffe erhielten.
„Ihre Idee hat mich begeistert und überzeugt“, schrieb sie. „Wir müssen nun hier im Haus noch einige Details klären, dann melde ich mich wieder bei Ihnen.“
An diesem Abend öffneten Rosi und ich eine Flasche Champagner. Bald würde unser Buch veröffentlicht! Hurra!

Teil 5

Lammspieße auf Couscous – 3

Teil 1

In den nächsten Monaten kramten wir unsere schönsten Rezepte hervor, verbesserten an manchen Stellen noch ein wenig, und dann ging es ans Aufschreiben. Das machte vor allem mir besonders viel Spaß. Nur allzu gern erinnerte ich mich an die vielen Stunden, in denen ich gekocht und gebacken, gebraten, gerührt, geschnitten und geknetet hatte. Und fast noch lieber erinnerte ich mich an die glücklichen Gesichter von Menschen, die ich mit meinem Essen verzaubern konnte.
Zu jedem Rezept schrieben wir eine Geschichte auf, um die Wirkung der einzelnen Zutaten und des fertigen Gerichts anschaulich zu machen. Schmunzelnd dachte ich an die Silberhochzeit, auf der die Jubilarin nach übermäßigem Verzehr von Pflaumenkuchen mit dem besten Freund ihres Mannes durchgebrannt war. So etwas kann passieren, und auch das ist Magie.
Was schauen Sie mich so böse an? Diese Ehe war komplett im Eimer, und der Mann schrieb uns später einen rührenden Dankesbrief, wie froh er über diesen Befreiungsschlag sei, er selbst habe nie den Mut besessen, die Ehe zu beenden. Aber nun wisse er seine Frau gut versorgt durch seinen Freund, während er selbst endlich die Weltreise antreten könne, von der er schon immer geträumt habe. Na bitte!
Anfängern und ängstlichen Naturen empfehle ich dennoch, Pflaumenkuchen wohldosiert anzubieten. „Ab dem fünften Stück garantieren wir für nichts“, schrieb ich in unserem Buch. „Dann könnte die Wirkung umschlagen. Was für zartes Verkuppeln gedacht war, stiftet die Leute plötzlich zu wollüstigen Orgien an. Daher schlagen wir als Hauptgang auch einen Sauerbraten vor. Der sorgt für einen gewissen Stimmungsausgleich.“

Teil 4

Fast eine Liebesgeschichte – Teil 28

Teil 1 der Fortsetzungsgeschichte

Paul gähnte innerlich und verstaute Visitenkarten in seiner Brieftasche. Die meisten würde er nie wieder angucken. Er wusste wirklich nicht, warum er immer noch zu diesen Netzwerktreffen ging, das brachte doch alles nichts.
Da sah er sie. Klein, rundlich, mit lockigen kurzen Haaren. Anna Winterberg. Er hatte seit über einem Jahr nichts von ihr gehört. Sie war ihm nie aus dem Sinn gegangen, aber er hatte es nicht gewagt, den Kontakt wieder aufzunehmen. Jetzt, als er sie da stehen sah, erfasste ihn eine Aufregung, eine Freude, die er lange nicht verspürt hatte.
Er machte einen Schritt auf sie zu. Doch da sah er, wie sich ein blonder Mann vor sie schob. Anna sprach mit ihm, lachte ihr umwerfendes Lachen und folgte dem Mann aus dem Saal hinaus. In der Tür drehte sie sich noch einmal um. Paul schien es, als schaue sie ihm direkt in die Augen. Einen Moment lang setzte sein Herz aus. Dann war Anna fort.

Ende

Fast eine Liebesgeschichte – Teil 27

Teil 1 der Fortsetzungsgeschichte

Es war eine dieser langweiligen Netzwerkveranstaltungen. Wichtig tuende Leute in Businessklamotten, die einander höflich umgarnten, immer darauf bedacht, sich selbst ins bestmögliche Licht zu rücken. Könnte ja sein, dass man hier einen Kontakt knüpfte, aus dem sich später ein großer Auftrag entwickeln würde.
Anna taten die Füße weh. Am liebsten würde sie gehen. Jetzt sofort.
Da sah sie diesen Mann. Mittelgroß. Blond. Mit fröhlichen, blauen Augen.
„Hi“, sagte er. „Langweilen Sie sich auch gerade zu Tode?“
„Allerdings!“
„Wollen wir einfach zusammen abhauen und irgendwo was trinken gehen?“
Seine freche, direkte Art nahm sie gefangen.
„Ja“, sagte Anna Winterberg, „sehr gern.“
Im Hinausgehen warf sie einen flüchtigen Blick auf die Stehtische, an denen in Grüppchen all die wichtig aussehenden Leute standen. Eine Sekunde lang glaubte sie, zwischen ihnen einen sehr großen, dunkelhaarigen Mann zu sehen, dessen braune Augen sie gefangen nahmen.
Sie hatte seit über einem Jahr nichts mehr von ihm gehört, aber es tat immer noch weh, wenn sie an Paul dachte. Paul Stiller, den ungewöhnlichsten Mann, der jemals ihr Herz erobert hatte und den sie ihr Leben lang nicht vergessen würde. Doch Paul hatte sich nie wieder gemeldet. Er war weitergegangen und dachte vermutlich schon lange nicht mehr an sie.
Zögernd folgte Anna dem blonden Mann zur Tür. Die Fröhlichkeit, die sie eben noch verspürt hatte, war verflogen.

Teil 28

Fast eine Liebesgeschichte – Teil 26

Teil 1 der Fortsetzungsgeschichte

Sie wäre gern wieder auf ihn zugegangen, hätte ihm gesagt, dass er für sie der wichtigste Mensch in ihrem Leben geworden war. Aber Anna fehlten die passenden Worte. Ich bin Kommunikationstrainerin, dachte sie verzweifelt, ich muss doch wissen, was zu tun ist. Doch da war nur eine riesengroße Leere in ihrem Kopf.

Fortsetzung folgt …

Fast eine Liebesgeschichte – Teil 25

Teil 1 der Fortsetzungsgeschichte

Sie fehlte ihm, verdammt noch mal, und wie sie ihm fehlte! Aber er hielt seine Gefühle nicht aus. Und ihre auch nicht. Ich bin Business-Coach, dachte er wütend, ich muss doch wissen, wie man mit so was umgeht. Warum kann ich allen Leuten helfen, nur mir selbst nicht?

Fortsetzung folgt …

Fast eine Liebesgeschichte – Teil 23

Teil 1 der Fortsetzungsgeschichte

Er hatte so großes Verlangen nach ihr. Aber er brachte es nicht fertig, ihr zu sagen, dass er sie vermisste, sie begehrte, sie liebte. Ja, genau, er liebte sie. Immer noch. Oder immer wieder. Das wusste er nicht so genau, aber es war auch egal. Zwischendrin dachte er, Anna würde ähnlich empfinden. Sie klang so warm und schien ihm so nah. Doch in letzter Zeit war sie am Telefon oft derart reserviert, dass er irgendwann nicht mehr wagte, sie wieder anzurufen. Er fürchtete sich vor Annas erneuten Zurückweisungen. Und gleichzeitig fürchtete er sich vor ihrer Leidenschaft, ihrer Nähe, der Intensität, die zwischen ihnen war.

Teil 24

Fast eine Liebesgeschichte – Teil 22

Teil 1 der Fortsetzungsgeschichte

Anna fühlte sich gedemütigt. Paul rief ständig an. Aber er wollte nur reden. Keine Verabredung. Kein Sex. Sie war bloß noch die Kummerkastentante. Paul begehrte sie nicht mehr. Geschweige denn, dass er mehr von ihr wollte. Da hatte sie sich offenbar gründlich getäuscht.
Vermutlich amüsierte Paul sich gerade jetzt mit irgend so einer gertenschlanken, langbeinigen Blondine. Dagegen hatte sie kleines Pummelchen natürlich keine Chance.
Paul war ein freier Mann, dachte sie bitter, und da waren diese ganzen Barbiepuppen nun mal aufregender als sie, Anna Winterberg. Tief gekränkt zog sie sich zurück.

Teil 23

Fast eine Liebesgeschichte – Teil 21

Teil 1 der Fortsetzungsgeschichte

Anna. Sie nahm mehr Raum in seinen Gedanken ein, als ihm lieb war. Sie war die ungewöhnlichste Frau, die ihm jemals begegnet war. Nie zuvor hatte er sich einer Frau so weit geöffnet wie ihr, sich so verletzlich gemacht. Sie war so klug, verständig und geduldig. Sie bedrängte ihn nicht, ließ ihm alle Zeit, die er brauchte.
Aber statt sich zu entspannen, geriet er immer mehr durcheinander. Voller Entsetzen dachte er daran, wie sie seine Gefühle zurückgewiesen hatte, damals, vor anderthalb Jahren, als er ihr gestanden hatte, dass er verliebt in sie war. Jetzt machte er sich schon wieder angreifbar. Panik stieg in ihm auf.
Er konnte mit jeder Frau ins Bett gehen, nur mit Anna nicht mehr. Er fürchtete, dass er sie nie mehr loslassen könnte, wenn er sie jemals wieder in die Arme nehmen würde. Bei dieser Vorstellung nahm seine Panik gigantische Formen an.

Fortsetzung folgt …