Neues zur Frankfurter Buchmesse

img_0102Hier war es lange still. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Im Juli habe ich In meinem Herzen nur du als E-Book veröffentlicht. Kurz darauf kam auch das Taschenbuch heraus. Den Sommer über gab es das E-Book exklusiv bei Amazon, mittlerweile ist es in allen Shops verfügbar, zum Beispiel bei Thalia.

„Einfach nur genial. Ein Meisterwerk!“ (Kari Lessir, Autorin)
„Ein Roman, der mich überrollt und zum Weinen gebracht hat und noch lange nachhallen wird.“ (Dani Schwarz, Lesemonsterchens Buchstabenzauber)
„Ich habe gelacht und ich habe geweint. Sehr. Und ich bin mir sicher, dass ich dieses Buch noch lange, lange in Erinnerung behalten werde. (Fratz, Amazon-Kundin)

Zu keinem meiner Bücher habe ich so berührende Rückmeldungen erhalten wie zu In meinem Herzen nur du. Was ich selbst zunächst gar nicht so hoch hängte und als kleine Schmonzette verkaufte, beurteilten viele Leserinnen als tiefsinnige, bewegende Geschichte über das Leben und die Liebe. Das macht mich natürlich sehr stolz und glücklich.

Sehr glücklich bin ich übrigens auch über den Trailer zu In meinem Herzen nur du, produziert von Grünewald Buchtrailer. Er bringt wunderbar die Stimmung der Geschichte rüber.

 

ebbe-und-glut-katharina-burkhardt-ebook-01-ckUnd es gibt noch mehr Neuigkeiten: Ebbe und Glut ist nach all den Jahren nun endlich auch als Taschenbuch erschienen. Zu diesem Anlass hat es ein neues Gewand erhalten, und ich bin sehr begeistert davon.

Ihr seht – es ist viel passiert in den letzten Wochen und Monaten. Nun ist es Herbst, die Tage werden kürzer und dunkler, ideal, um sich zurückzuziehen und an neuen Projekten zu arbeiten. Noch kann ich nichts verraten, aber im Kopf habe ich viele, viele Ideen.

Zuletzt noch ein Tipp, wo Ihr mich persönlich treffen könnt:
Vom 20. bis 23. Oktober 2016 bin ich auf der Frankfurter Buchmesse. Ihr findet mich hauptsächlich am Stand von Das Autorensofa – Triff deinen Autor, Halle 3.0. – C107. Ich freue mich auf alle Begegnungen dort!

Ende – und nun?

„Der Roman ist fertig!“ Nach Monaten harter Arbeit, in denen ich komplett eingetaucht bin in die Welt meiner Protagonisten, in denen ich wenig geschlafen und meine sozialen Aktivitäten auf ein Minimum reduziert habe, setze ich nun endlich den Schlusspunkt unter meinen Schmachtfetzen. Ende. Aus. Fertig. Hurra! Was bin ich froh! Erst mal Sekt trinken und feiern.

Doch nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Indem man „Ende“ unter eine Geschichte schreibt, ist sie noch lange nicht fertig. Das unterschätzt man als Autor gern – und als Leser sowieso. Das Überarbeiten nimmt bei mir fast genauso viel Raum ein wie das Schreiben – Fehler ausmerzen, nachdenken über Inhalte („Ist das wirklich spannend?“) und Form („Schreibt man das überhaupt so?“), hier was kürzen, da was ergänzen, bis die Geschichte runder, stimmiger wird.

Ich gehöre nicht zu den Autoren, die ausschließlich überarbeiten, wenn die gesamte Geschichte steht. Ich bastele auch mittendrin viel herum, schreibe Szenen um oder werfe sie ganz raus, gehe spontanen Einfällen nach und schiebe und sortiere unentwegt. Manche Szenen schreibe ich im ersten Rausch so schnell runter, dass sie einen eher holzschnittartigen Eindruck hinterlassen. Um plastisch zu werden, benötigen sie mehr Fleisch. Dabei kann es auch passieren, dass eine Figur, die anfangs nur in einem Nebensatz erwähnt wurde, auf einmal mehr Raum einnimmt, vom Statisten zum Nebendarsteller aufsteigt. Das macht richtig Spaß, weil ich spüre, wie sehr die Geschichte dadurch gewinnt. Aber am Ende, wenn ich tatsächlich den letzten Satz geschrieben habe, geht es an die Generalüberholung. Und die ist mühsam und macht phasenweise nur wenig Spaß, um nicht zu sagen: überhaupt nicht.

Nächster Schritt: Das Manuskript einigen Testlesern geben, mit der Bitte um kritische Kommentare. Ich gebe zu, hier kriege ich das erste Mal die große Flatter. Mein Baby wird von Fremden begutachtet. Wenn drei Leute sagen, mit der Geschichte stimmt was nicht, dann weiß ich, dass was nicht stimmt. Wenn drei Leute begeistert sind, kann ich davon ausgehen, dass dreihundert andere es auch sein werden. Oder dreitausend. Natürlich muss man die drei Leute gut auswählen, Mama und Tante Hilde sollte man besser nicht zu Testleserinnen machen, die sind nicht objektiv.

Im Fall meines Schmachtfetzens waren die Reaktionen sehr positiv und ich sehr erleichtert. Die Leserinnen gehen mit, finden die Geschichte spannend und unterhaltsam und sind an den richtigen Stellen gerührt (um nicht zu sagen: die Tränen fließen in Strömen). Meine Erleichterung ist riesig. Allerdings veranlassen mich einige Anmerkungen der Leserinnen, eine Lektorin zu Rate zu ziehen. Sie nimmt sich das Manuskript vor und bestätigt den Eindruck der Testleserinnen: Die Geschichte liest sich leicht und unterhaltsam, sie weckt Emotionen. Gut so! Alles, was die Lektorin kritisch anmerkt, zählt eher zum Feintuning.

Aber das ist richtig harte Arbeit. Ich pflüge jeden einzelnen Satz um. Tagelang. Nächtelang. Bis ich eckige Augen habe und vor Erschöpfung beinah weine. Zwischendrin bin ich drauf und dran, aufzugeben. „Ob das da so oder so steht, merkt eh keine Sau“, denke ich, und: „Das rechnet sich nie. So viel Geld kann ich unmöglich mit dem Buch verdienen.“ Wenn ich anfinge, Arbeitszeiten aufzuschreiben, würde ich wohl beschließen, lieber bei ALDI an der Kasse zu arbeiten. Das wäre lukrativer.

Aber für Selbstbeweinungen bleibt keine Zeit, stattdessen mache ich mir neben dem Überarbeiten bereits Gedanken übers Marketing. Denn als Selfpublisher muss ich das alles selber anleiern und alle Entscheidungen alleine treffen. Der Buchtitel gefällt mir noch nicht, in Absprache mit meinen Testleserinnen wähle ich einen neuen aus. Außerdem feile ich stundenlang am Klappentext, der neugierig machen und die Leute zum Kaufen verleiten soll. Dasselbe gilt für das Cover. Ich kontaktiere mehrere Designer und hole Angebote ein. Ich fülle Fragebögen aus, begutachte Entwürfe, schlage Korrekturen vor, begutachte überarbeitete Entwürfe. Ich denke über zusätzliche Werbemaßnahmen nach, hole Angebote ein, treffe Absprachen, schreibe ein Exposé der Geschichte, begutachte Entwürfe – usw.

Jetzt ist das Buch im Korrektorat. Anschließend wird es in die entsprechenden E-Bookformate konvertiert und der Buchsatz für die Printausgabe erstellt. Ich nutze die kleine Pause, bis das Manuskript aus dem Korrektorat zurückkommt, zum Schlafen. Und nebenbei halte ich auch noch meine Leser in den sozialen Netzwerken bei Laune und mache sie schon mal neugierig auf das neue Buch.

Zwischendrin schiele ich ängstlich auf mein Konto. Da kommt einiges zusammen an Kosten. Dienstleister, die für Selfpublisher arbeiten, sind zwar günstig, aber natürlich müssen auch sie von was leben. Am Ende werde ich wohl um die 2000 Euro in mein Buch investiert haben. Da muss ich ziemlich viele Exemplare verkaufen, damit sich das rechnet. Wenn der Roman ein Flop wird, dann … ja, dann denke ich noch mal über den Job bei ALDI nach.

Schwere Geburt

Es war wohl alles ein bisschen viel auf einmal: Eine richtig schöne Geschichte sollte es werden, mit komplexen Charakteren, mit Tiefe und Anspruch. Und sie sollte schnell fertig werden, weil man als Profi-Autor ja schön brav jeden Tag eine gewisse Anzahl an Stunden an seinem Text arbeitet, so wie andere Leute im Büro ihre Exceltabellen bearbeiten, Stunde um Stunde, und wenn es mal klemmt, fragt man einen Kollegen, und weiter geht’s. Also habe ich schon mal vorsorglich auf allen Kanälen verkündet: „Das neue Buch kommt bald.“ Ich dachte, der Druck, den ich mir damit selber machte, würde mich vom Trödeln abhalten.

Aber so funktioniert das nicht. Jedenfalls nicht bei mir. Ich saß zwar auch Stunde um Stunde am Rechner, und irgendwie entstand dabei sogar eine Geschichte, rund 200 Seiten bislang. Aber ich war nicht richtig bei der Sache. Da war ein innerer Widerstand, der mich an manchen Tagen mit regelrechtem Widerwillen an die Arbeit gehen ließ. Und ich merkte auch, dass etwas mit den Figuren nicht stimmte. Sie erfüllten mein Herz nicht, lebten in meinem Inneren nicht wie liebgewordene Freunde, sondern blieben seltsam blass.

„Das wird schon“, sagte ich mir immer wieder und zwang mich Tag für Tag aufs Neue an den Schreibtisch. Ich überarbeitete alte Szenen und schrieb neue, überarbeitete wieder und hatte doch nicht das Gefühl, voranzukommen. Schließlich stellte ich fest: Freundliches Zureden („Prima, das waren heute 98 Wörter – 7 mehr als gestern!“) oder Antreiben („Los jetzt, du Lusche, andere haben das auch geschafft!“) halfen genauso wenig wie die Ermutigungen meiner Lektorin („Jetzt ist es schon viel besser.“) und die 137 Tipps gegen Schreibblockaden, die man in jedem Ratgeber findet.

Was hingegen wirklich half: Die Kritik zweier Testleserinnen, die mir unverblümt klarmachten, dass man sogar beim Lesen merkt, wie sehr ich mit der Geschichte ringe. Im ersten Moment war ich total geplättet und hätte das Manuskript am liebsten in die Tonne getreten – und mich gleich mit. Dann sickerte langsam eine Erkenntnis nach der nächsten durch. Die Geschichte hat einen schönen Plot, aber den falschen Erzählton. Außerdem blockiere ich mich selbst, wenn ich meine eigenen Ansprüche derart hochhänge, dass ich sie nie erreichen werde.

Die Soforttherapie sah so aus: Ich habe das Manuskript zur Seite gelegt und bewusst entschieden, dass ich ihm eine Ruhepause zum Reifen gönnen muss. Ein paar Wochen oder Monate, vielleicht gar Jahre. So mache ich das normalerweise immer, wenn ich feststecke, und bislang tat jeder Geschichte diese Pause enorm gut. Diesmal hatte ich aber gar keine Ruhephasen eingeplant, weil ich mir einbildete, die bräuchte ich als hauptberufliche Autorin nicht mehr, weil ich ja genug Zeit hatte, um Tag für Tag immer wieder an den kniffligen Stellen herumzudoktern. Was für ein Irrtum!

Keine halbe Stunde, nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, sprang mich quasi von einer Sekunde auf die nächste die Idee für eine neue Geschichte an. Ich hatte noch nie über dieses Thema nachgedacht, es war etwas vollkommen Neues, das wie aus dem Nichts auftauchte und mich nicht mehr losließ. Ich schrieb augenblicklich den Plot auf und machte mich noch am selben Abend an die erste Szene. Seitdem schreibe ich Tag und Nacht. Ich muss mich nicht dazu zwingen, es geschieht ganz von alleine.

Diese Geschichte ist etwas völlig anderes als das, was ich geplant und meinen Lesern versprochen hatte. Genau genommen ist sie anders als alles, was ich je geschrieben habe. Aber hier funktioniert, was bei der ersten Geschichte nicht geklappt hat: Ich bin mit Begeisterung dabei. Die Figuren leben in mir und werden darum auch beim Schreiben lebendig. Warum? Weil ich mir keinen Druck mache. Weder in Bezug auf den Veröffentlichungstermin, noch bezüglich des Anspruchs. Die Geschichte ist seicht. Und kitschig. Und banal. Manch einer wird den Kopf schütteln und fragen: Wie konnte sie nur? Aber ich liebe diesen kleinen Roman jetzt schon. Und das ist das Wichtigste, um ihn aufschreiben zu können.

Was ich daraus gelernt habe? Es gibt eine Million Wege, einen Roman zu schreiben – ungefähr so viele, wie es Autoren gibt. Nein, sogar noch mehr: So viele, wie es Geschichten gibt. Denn es ist jedes Mal anders. Manchmal wird das eine Sturzgeburt und der Roman ist innerhalb weniger Wochen auf der Welt. Manchmal liegt man aber auch ziemlich lange in den Wehen und braucht schon mal ein paar Jahre (inklusive sehr ausgedehnter Pausen), bis das Baby endlich da ist.

Ich bin keine Fließbandautorin, kann mich nicht jeden Morgen um neun an den Schreibtisch setzen und nachmittags um fünf den Rechner ausschalten und befriedigt sagen: „Tagesziel erreicht.“ Ich brauche dieses gewisse Feuer, das mich antreibt. Und wenn das fehlt, dann nützt aller Zwang nichts, im Gegenteil, dadurch wird es nur noch schlimmer. Der „Ebbe und Glut“-Nachfolger lässt also noch ein Weilchen auf sich warten. Stattdessen wird es eine kräftige Portion Herzschmerz geben. Ob ich dazu stehe oder mich hinter einem Pseudonym verstecke, weiß ich noch nicht. Nur, dass ich diese Geschichte unbedingt erzählen muss. Jetzt sofort.

Der Knoten hat sich gelöst

Ich habe gezoFoto: Inge Luttermanngen und gezerrt, gedrückt, gerissen, geklopft. Ich habe von oben und von unten geguckt, von links und von rechts, habe gedreht und gewendet, mit zarten Fingern gestreichelt und magische Beschwörungen ebenso gemurmelt wie handfeste Flüche. Es hat lange gedauert. Sehr, sehr lange. Viel zu lange. Doch nun ist es vollbracht: Der Knoten hat sich gelöst, das Gedankenchaos ist entwirrt. Hurra!

Ich gebe ja meinen Kunden gern den Tipp, erst mal was anderes zu machen, wenn sie sich an einer Textstelle festgebissen haben. „Liegenlassen, das löst sich von selbst“, pflege ich zu sagen. In gewisser Weise habe ich mich auch an diesen Tipp gehalten und mein Manuskript immer wieder voller Unlust und Selbstzweifel zur Seite gelegt. „Das wird nie was“, sagte ich mir und beäugte das Projekt voller Misstrauen aus sicherer Entfernung. „Ich geh wieder fremde Texte lektorieren, da bin ich erfolgreicher.“ Wochenlang ging das so, um nicht zu sagen: monatelang.

Aber dann wurde mir klar: Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich will Bücher schreiben. Also setzte ich mich hin und begann zu kämpfen. Satz für Satz, Wort für Wort habe ich das Kapitel, in dem ich steckengeblieben bin, umgegraben. Das dauerte, ich mag es kaum laut sagen, über eine Woche. Eine Woche Kampf und Krampf wegen eines einzigen Kapitels von knapp 14 Normseiten. Aber mir wurde auf einmal klar, dass dieses Kapitel Schlüsselszenen enthält, die für den Fortlauf der gesamten weiteren Geschichte wichtig sind. Ich konnte nicht weitermachen, bevor dieses Kapitel nicht stand.

Und dann spürte ich mitten im Kampf eine Veränderung: Ideen trudelten ein, erst zaghaft, dann immer mehr. Ich schrieb einen Teil einer Szene neu, was weitere Ideen anlockte. Und plötzlich packte es mich: Ja, genau so muss es gehen! Auf einmal lag nicht nur dieses Kapitel klar vor meinem inneren Auge, sondern gleich noch drei weitere. Ich konnte kaum mehr aufhören zu arbeiten, so begeistert war ich.

Seit zwei Tagen ist sie wieder da, die Energie, die ich zum Schreiben brauche. Meine Figuren sprechen mit mir, sie füllen mich aus und begleiten mich, wo immer ich gerade bin. Der Kampf hat sich gelohnt. Und ich bin wieder um eine Erfahrung reicher: Manchmal ist es besser, sich durchzubeißen, statt erst mal was anderes zu machen.

Planung

Nachdem ich im November wie wild geschrieben habe, um mein Ziel von 50.000 Wörtern zu erreichen, geht es nun deutlich geruhsamer zu. Ich sortiere, recherchiere, plane. Andere Leute machen das, bevor sie mit einem Projekt beginnen, ich fange damit immer erst an, wenn ich mittendrin stecke. Zuerst ist eine Idee im Kopf. Dann experimentiere ich ein bisschen rum, schreibe erste Szenen und versuche, die passende Sprache und Erzählform für die Geschichte zu finden. Das ist pure Anarchie, und ich liebe es.

Durch den Druck des NaNoWriMo habe ich diesmal recht viel drauflos geschrieben, bevor es an die Planung ging. Der Vorteil ist aber, dass ich nun schon eine sehr genaue Vorstellung davon habe, wo die Reise hingeht. Und außerdem hat sich die Geschichte bereits in eine Richtung entwickelt, die ich gar nicht beabsichtigt hatte. Eine Figur, die ursprünglich nur als Nebenfigur gedacht war, nimmt nämlich sehr viel mehr Raum ein. Aber die Erzählstimme dieser Figur ist so kraftvoll und ihre Szenen sind so lebendig, dass ich gar nicht anders kann, als ihr nun mehr Platz in der Geschichte zu gewähren. Das sind die Überraschungen, die man erlebt, wenn man planlos vorgeht, und das finde ich sehr reizvoll.

Was heißt nun „Planung“? Es bedeutet, dass ich die Reihenfolge der Ereignisse festlege und einen genauen Zeitplan erstelle – so genau, dass ich Wochentage notiere und recherchiere, wie das Wetter an jenem Tag war und ob es in dieser Zeit bedeutende politische oder gesellschaftliche Ereignisse gab. Das fließt nachher alles gar nicht so konkret in die Geschichte ein, ich benötige es nur als Hintergrundwissen, damit ich das Setting in meinem Kopf möglichst genau gestalten kann. „Planung“ bedeutet auch, dass ich Szenen chronologisch anordne. Manches ergibt sich automatisch aus der Handlung: auf Verlieben folgt Heiraten, nicht umgekehrt (jedenfalls normalerweise). Es gibt aber auch Szenen, die ich flexibel einsetzen kann, die am Anfang der Geschichte genauso gut passen wie in der Mitte oder gegen Ende. Da gilt es, abzuwägen und auszuprobieren, wie es sich am besten anfühlt.

Die Planungsphase ist für mich das ungeliebte Kind im Entstehungsprozess eines Buches. Ich muss mich jedes Mal aufs Neue dazu überwinden, aber ohne geht es nicht. Immer dann, wenn ich in eine Sackgasse gerannt bin und merke, dass ich nicht weiter weiß, ist es Zeit, einen Schritt zurückzutreten und die Gesamtheit der Geschichte in Augenschein zu nehmen. An diesem Punkt befinde ich mich jetzt. Einige Lücken konnte ich inzwischen füllen, andere sind immer noch offen. Es gibt mehrere große Fragezeichen, die an mir nagen und mir schlaflose Nächte bereiten. Wenn ich sie gelöst habe, wird alles wie von selbst laufen, das weiß ich. Aber bis dahin stecke ich fest in diesem Chaos, in dem ich zwar viele Möglichkeiten sehe, mich aber nicht entscheiden kann, wo die Reise hingehen soll.

Zu guter Letzt die gute Nachricht für alle „Ebbe und Glut“-Fans: In der Geschichte, mit der ich gerade so ringe, wird es ein Wiedersehen mit etlichen Figuren aus „Ebbe und Glut“ geben. Wenngleich auch ganz anders, als ich selbst ursprünglich dachte.

NaNoWriMo

Ich mache in diesem Jahr beim NaNoWriMo mit – beim National Novel Writing Month. Ziel ist es, im Monat November ein ganzes Buch mit 50.000 Wörtern zu schreiben (das entspricht einem Roman von ca. 250 Seiten). Zum ersten Mal habe ich Zeit dafür. Ein ganzer Roman wird am Ende nicht entstehen, da ich an mehreren Projekten parallel arbeite. Und alles, was ich nun im Schnellschuss produziere, muss hinterher auch noch mal gründlich überarbeitet werden. Aber das ist ja eh klar.

Doch es motiviert mich enorm, zu wissen, dass überall auf der Welt jetzt Leute genau wie ich mit Müdigkeit, Faulheit, Leere im Kopf etc. kämpfen. Ich tausche mich mit anderen Autoren aus, wir spornen uns an und motivieren uns gegenseitig. Das hilft sehr! In den ersten Tagen war ich in einen regelrechten Schreibrausch geraten und für meine Verhältnisse extrem produktiv. Über 13.700 Wörter habe ich schon geschrieben – in nur fünf Tagen. Das Tempo werde ich nicht durchhalten, das ist völlig klar, zumal das Projekt, das ich in den nächsten Tagen in Angriff nehme, deutlich kniffliger ist als das aktuelle.

Aber dennoch bin ich sehr begeistert, denn vor einer Woche hing ich noch in einem so großen Motivationsloch, dass ich dachte, ich würde nie wieder in diesem Leben eine Zeile schreiben können. Von daher ist der NaNoWriMo für mich jetzt schon ein Erfolg, egal wie es weitergeht.

 

 

 

 

Veränderungen

Kürzlich habe ich den Namen meiner Facebookseite von „Katharina Burkhardt – Coaching & Kreatives Texten“ in „Katharina Burkhardt – Autorin“ geändert. Eine kleine Aktion mit großer Wirkung. Jedenfalls in meinem Inneren. Nach außen ist das, glaube ich, gar nicht weiter aufgefallen. Die Seite hat ohnehin kaum Fans und dümpelt so leise vor sich hin wie dieses Blog, das ich auch viel zu sehr vernachlässige.

Der Weg zu dieser kleinen Änderung war jedoch lang, sehr lang genau genommen. Ich weiß gar nicht mehr, wann er begann. Damals, als ich anfing, Gedichte zu schreiben, schwülstig und trübsinnig, Ausdruck einer pubertären Verzweiflung? Oder doch schon viel eher, in der Grundschule, als ich unlinierte Schreibhefte außen mit weißem Papier beklebte, darauf mit Filzstift Titel schrieb wie „Martine wird wieder klug“ und darunter bunte Bilder malte? Die Hefte füllte ich dann in ungelenker Schreibschrift mit abenteuerlichen Geschichten, die mal ein Abklatsch von Hanni und Nanni waren, mal Ponyhofgeschichten und mal etwas völlig anderes. Doch was so vielversprechend begann, versickerte dann erst mal in besagtem pubertären Trübsinn und erstarb schließlich völlig.

Erst mit Anfang dreißig begann ich ernsthaft zu schreiben. Ich bloggte regelmäßig über mein Leben und die Liebe und kam dadurch so gut in Schreibfluss, dass schließlich mein erster Roman entstand. Er wurde nie veröffentlicht, und ich bin dafür heute sehr dankbar. Aber er war mein Gesellenstück. Ich habe alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, und gleichzeitig ganz viel richtig. Das Wichtigste: Ich hielt bis zum Schluss durch. Von da an wusste ich, dass ich in der Lage bin, Bücher zu schreiben.

Es folgten Ausflüge in die unterschiedlichsten Genres, sprachliche und literarische Experimente, von denen manche Erfolg hatten, andere hingegen nicht. Das hing nie mit der Qualität der Texte zusammen, sondern eher damit, was markttauglich war. Unterm Strich habe ich im vergangenen Jahr viel richtig gemacht, denn meine Einnahmen aus Buchverkäufen wuchsen stetig. Und zwar so stetig, dass ich irgendwann an einem Scheideweg stand.

Eins meiner Hauptprobleme war nämlich schon in den ganzen letzten Jahren meine Unfähigkeit, mich zu fokussieren. Wenn ich lektoriere, kann ich nebenher nicht eine Zeile schreiben. Wenn ich Trainings vorbereite, auch nicht. Mein Kopf ist dann einfach so voll mit all den anderen Themen, dass kein Platz mehr für meine Geschichten ist. Folglich kam ich nur im Schneckentempo voran. Und so ging ich in diesem Sommer einen mutigen Schritt. Ich sagte Aufträge ab, um Zeit zum Schreiben zu haben. Immer mit Bauchweh, immer mit der Angst im Nacken, dass ich vielleicht eine fürchterliche Bauchlandung erleide. Dass sich der Buchmarkt so sehr verändert, dass niemand mehr meine Bücher haben will. Oder dass meine Muse mich verlässt und ich unter dem Druck des Erfolgs nicht schreiben kann. Oder, oder …

Aber ich bin trotzdem weitergegangen und habe mir Zeit freigeschaufelt, um Bücher zu schreiben. Den ganzen langen Winter über werde ich nichts anderes tun. Damit bin ich hauptberuflich Autorin. Oder sollte ich besser Schriftstellerin sagen? Ich weiß gar nicht, was passender klingt. Ich weiß nur, dass ich mir damit einen Lebenstraum erfüllt habe. Und ich wünsche mir im Moment nichts mehr, als dass er noch sehr lange anhält und ich den Namen meiner Facebookseite nie mehr ändern muss.

Freigeschrieben

Für meinen ersten Roman brauchte ich drei Jahre. Ich hatte einen Vollzeitjob und schrieb immer nur dann, wenn ich gerade Zeit und Lust hatte – meistens am Wochenende oder im Urlaub. Das dauerte. Dazu kam noch, dass ich gewaltige Ansprüche an mich hatte. Dieses Buch musste perfekt werden – inhaltlich und formal. Ich feilte stundenlang an einzelnen Sätzen, im Hinterkopf sämtliche Schreibratgeber dieser Welt, vor mir sämtliche preisgekrönten Bestseller dieser Welt. Da wollte ich auch hin.

Nun ja. Immerhin schaffte es ein Kapitel aus diesem Roman in eine Anthologie, was mir wiederum die Teilnahme an einer Lesung im Hamburger Literaturhaus bescherte. Der Roman als Gesamtwerk wurde nie veröffentlicht, und wenn ich ihn heute lese, dann schüttele ich den Kopf. Mag sein, dass dieser Text recht literarisch ist und mir einige schöne Szenen gelungen sind. Geld verdienen ließe sich damit allerdings nicht.

Heute schreibe ich einen Roman schon mal in drei Monaten fertig. Dass ich so schnell geworden bin, hat zwei Gründe. Zum einen habe ich mich freigeschrieben. Ich will nicht mehr den großen literarischen Wurf landen, der mit Preisen überhäuft wird und mich in den Schriftstellerolymp aufsteigen lässt. Dazu bin ich nicht gut genug. Das weiß ich heute, aber es bedrückt mich nicht. Vielmehr war es eine große Befreiung, zu erkennen, dass ich so schreiben muss, wie ich es kann und will, und nicht so, wie es mir irgendwelche Literaturexperten vorschreiben. Je trivialer meine Geschichten werden, je mehr Schund ich nach literarischen Maßstäben produziere, desto befreiter fühle ich mich. Ich liebe diese Anarchie, die sich in meinem Kopf einstellt, wenn ich mir hemmungslos den größten Unsinn ausdenke und ihn in schmalztriefende, adjektivschwangere Formulierungen verpacke. Herrlich! Alles, was offiziell tabu ist, nutze ich hemmungslos, um meine Geschichten unterhaltsam zu machen und die Leser zu berühren. Denn das ist es, was für mich zählt: Begeisterte Leser, die meine Geschichten gerne kaufen.

Und damit komme ich zum zweiten Punkt: Seit ich nicht mehr so literarisch schreibe, verdiene ich Geld mit meinen Büchern. Das hat natürlich damit zu tun, dass ich im Selfpublishing die Chance habe, verlagsunabhängig zu veröffentlichen. Und das hat wiederum den Vorteil, mich noch mehr zu befreien, in noch weniger Kästchen einordnen zu lassen. Ich schreibe, was mir und den Lesern gefällt – unabhängig von Genres und dem aktuellen Mainstream. Und nun bin ich zum ersten Mal in meinem Leben an dem wunderbaren Punkt angelangt, an dem ich vom Schreiben leben kann. In diesem Jahr stammten bislang 80 Prozent meiner Einnahmen aus Buchveröffentlichungen. Natürlich weiß ich nicht, ob das so weitergeht. Vielleicht wird nächstes Jahr alles anders und die Zahlen brechen wieder ein. Aber darüber mache ich mir nicht den Kopf. Im Moment genieße ich den unglaublichen Luxus, den ganzen Tag nichts anderes machen zu dürfen, als mir Geschichten auszudenken. Was für ein Geschenk!

Schreibtipps

Schreibratgeber gibt es wie Sand am Meer, wobei sie unterm Strich alle dasselbe erzählen. Ist ja klar, man kann das Rad nicht immer neu erfinden. Tom Hillenbrand liefert in seinem Blog eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten Tipps. Meine Erfahrung zeigt: Diese Tipps sind tatsächlich alle richtig und wichtig.

Lediglich mit der Schreibroutine tue ich mich immer etwas schwer. Dieses „Du musst aber jeden Tag mindestens soundsoviel schreiben, sonst wird das nie was“-Gerede hat mich schon immer mehr gelähmt als motiviert. Ich weiß (und das gilt so ziemlich für alles im Leben, nicht nur fürs Schreiben), dass sich immer alles zurechtrütteln wird. Es gibt Durststrecken, in denen ich null Ideen habe, und Zeiten der Fülle, in denen es nur so sprudelt. Unterm Strich gleicht sich am Ende alles aus und ich erreiche mein Ziel genauso schnell und gewissenhaft wie die braven Regelmäßigschreiber.

Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich (noch) nicht ausschließlich vom Schreiben lebe. Es gibt Zeiten, in denen ist mein Kopf so zu mit anderen Themen und Projekten, dass ich tage- oder gar wochenlang nicht eine Zeile zu Papier bringe. Dann muss mein Roman ruhen, egal in was für dramatischen Verwicklungen meine Protagonisten gerade stecken. Wenn ich hingegen Zeit genug habe, tief in einer Geschichte versunken bin, und sogar nachts von den Figuren träume, dann sitze ich ganz von selbst bis zu zehn Stunden täglich am Schreibtisch, das geht gar nicht anders.

Das ist übrigens auch die Erklärung dafür, dass es hier so lange still war. Ich habe im letzten halben Jahr sehr viel gearbeitet und war so intensiv in ein Buchprojekt versunken, dass ich wenig Zeit und Muße für andere Dinge hatte. Wie heißt es in den Tipps von Tom Hillenbrand so schön:

Je mehr Du Dich aufs Schreiben konzentrierst, umso mehr andere Sachen werden sich um Dich herum auftürmen – ungelesene Emails, Lesungsanfragen, Pfandflaschen. Die Welt dreht sich ja weiter, während Du schreibst. Lass Dich davon nicht stressen. Schreib einfach weiter.

Genau das habe ich getan.

Dialoge schreiben

Dialoge sind das Salz in guten Romanen. Sie würzen die Geschichte mit Emotionen, bringen Lebendigkeit in die Handlung und charakterisieren die Figuren. Ohne wörtliche Rede wirkt eine Geschichte fade. Allerdings ist das Schreiben von Dialogen gewissermaßen die Königsdisziplin im literarischen Schreiben. Es ist nicht leicht, die wörtliche Rede so zu verpacken, dass sie klug und unterhaltsam zugleich ist, dass sie den richtigen Ton für die jeweilige Figur trifft und dass sie passend in die Handlung eingebunden wird.

Zudem gilt es, formale Besonderheiten zu beachten. Beim Lesen von Indie-Büchern fällt mir immer wieder auf, dass viele Autoren nicht wissen, wie sie die wörtliche Rede korrekt in einen Text einbinden müssen. Eine sehr gute Anleitung dazu gibt es hier.

Besonderes Augenmerkt solltet Ihr auch auf die Begleitsätze legen, in denen erklärt wird, wer spricht und mit welchen Emotionen er das tut.
„Du Idiot!“, brüllte sie.
Wie die wörtliche Rede korrekt in Begleitsätze eingebunden wird, könnt Ihr ebenfalls hier nachlesen.

Handlungsbeschreibungen sind nicht zwingend notwendig. Lebendige Dialoge leben allein vom gesprochenen Wort und benötigen zusätzliche Erklärungen nicht. Wichtig ist nur, dass die Leser genau wissen, wer gerade spricht. Dfür genügen die eher nichtssagenden Verben sagen und fragen. Dadurch erhält die wörtliche Rede mehr Kraft – nichts lenkt von ihr ab.

„Warum willst du das wissen?“, fragte sie.
„Weil ich neugierig bin“, sagte er.

„Warum willst du das wissen?“ Sie runzelte die Stirn.
„Weil ich neugierig bin“, lächelte er.
Das Stirnrunzeln verstärkt nur die Frage und ist nicht notwendig. Und auch lächeln ist nicht gerade ein emotionsgeladenes Kraftpaket und sollte daher sparsam eingesetzt werden.

Wenn Beschreibungen jedoch Emotionen transportieren und zur Charakterisierung von Figuren beitragen, sind sie wichtig.
„Warum willst du das wissen?“ Nervös spielte sie an ihrem Halstuch.
„Weil ich neugierig bin.“ Seine Augen blitzten fröhlich.