In den nächsten Monaten kramten wir unsere schönsten Rezepte hervor, verbesserten an manchen Stellen noch ein wenig, und dann ging es ans Aufschreiben. Das machte vor allem mir besonders viel Spaß. Nur allzu gern erinnerte ich mich an die vielen Stunden, in denen ich gekocht und gebacken, gebraten, gerührt, geschnitten und geknetet hatte. Und fast noch lieber erinnerte ich mich an die glücklichen Gesichter von Menschen, die ich mit meinem Essen verzaubern konnte.
Zu jedem Rezept schrieben wir eine Geschichte auf, um die Wirkung der einzelnen Zutaten und des fertigen Gerichts anschaulich zu machen. Schmunzelnd dachte ich an die Silberhochzeit, auf der die Jubilarin nach übermäßigem Verzehr von Pflaumenkuchen mit dem besten Freund ihres Mannes durchgebrannt war. So etwas kann passieren, und auch das ist Magie.
Was schauen Sie mich so böse an? Diese Ehe war komplett im Eimer, und der Mann schrieb uns später einen rührenden Dankesbrief, wie froh er über diesen Befreiungsschlag sei, er selbst habe nie den Mut besessen, die Ehe zu beenden. Aber nun wisse er seine Frau gut versorgt durch seinen Freund, während er selbst endlich die Weltreise antreten könne, von der er schon immer geträumt habe. Na bitte!
Anfängern und ängstlichen Naturen empfehle ich dennoch, Pflaumenkuchen wohldosiert anzubieten. „Ab dem fünften Stück garantieren wir für nichts“, schrieb ich in unserem Buch. „Dann könnte die Wirkung umschlagen. Was für zartes Verkuppeln gedacht war, stiftet die Leute plötzlich zu wollüstigen Orgien an. Daher schlagen wir als Hauptgang auch einen Sauerbraten vor. Der sorgt für einen gewissen Stimmungsausgleich.“