Genau genommen fing alles lange vor dem Firmenjubiläum an. Rosi hatte die Idee mit dem Buch – sie hat ständig so geniale Ideen, und dafür bewundere ich sie, seit wir zusammen eingeschult wurden.
„Wir schreiben ein Kochbuch“, verkündete sie eines Abends, als wir erschöpft, aber glücklich von einer Wohltätigkeitsveranstaltung heimkehrten, auf der für die Modernisierung eines Kinderkrankenhauses gesammelt wurde.
Unsere Spezialität des Tages waren Holundertörtchen. Ein Nachbar hatte uns gestattet, seine Holundersträucher abzuernten, und seine Großzügigkeit klebte an jeder einzelnen Beere, die sich in der Buttercreme befand. Bei jedem Ei, das ich zum Teig gab, dachte ich an meine Tochter Lea, ein gesundes, fröhliches Kind. Ich warf ein wenig Mutterliebe mit in die Rührschüssel, wo sie zwischen den Eigelben zerfloss.
Liebe und Großzügigkeit – die perfekte Mischung.
Und wir hatten durchschlagenden Erfolg damit. Es kamen viel mehr Spendengelder für das Krankenhaus zusammen, als sich der Chefarzt jemals hätte erträumen lassen. Und zur allgemeinen Überraschung erklärte der Oberbürgermeister, bei dem ich dreimal mit meinem Tablett voller Holundertörtchen haltmachte, die Stadt werde ihren Zuschuss zu dem Projekt um eine beträchtliche Summe erhöhen.
„Wir schreiben alles auf“, sagte Rosi nun. „Unsere besten Rezepte, mit allen Tricks und Raffinessen. Dieses Buch werden uns die Leute aus den Händen reißen. Das wird ein Bestseller.“