Am Dienstag fuhr Robert wieder einkaufen. Seine Vorräte waren außerplanmäßig aufgebraucht. Aus alter Gewohnheit schob er im Supermarkt seinen Einkaufswagen zur Tiefkühltruhe und griff nach einer Pizza Salami.
»Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie Ihre ganzen Pizzen schon aufgegessen haben.«
Robert zuckte zusammen, als er die Stimme einer Frau in seinem Nacken vernahm. Er drehte sich um und blickte direkt in Karins amüsiertes Gesicht. Verlegen sah Robert auf den Pappkarton, den er in seiner Hand hielt. Er fühlte sich wie ertappt. Seit vier Jahren kaufte Robert Woche für Woche Tiefkühlpizza, aber nun empfand er plötzlich so etwas wie Scham darüber.
»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sonst essen soll«, sagte er und merkte selber, wie eigenartig das klang.
Es trat eine Pause ein, in der die Kälte der Pizza in Roberts Finger kroch und Karin ihn nachdenklich musterte, bis er den Blick peinlich berührt abwandte.
»Kochen Sie denn nie selbst?«, fragte Karin schließlich.
Er schüttelte stumm den Kopf. Nach einer weiteren Pause sagte er:
»Das hat meine Frau früher immer gemacht.«
Der Boden unter ihm schien zu schwanken und er umklammerte, nach Halt suchend, den Pappkarton, in dem die Pizza schon etwas weich zu werden begann.
»Und die ist jetzt nicht mehr da?« Karin sprach die Worte behutsam aus, aber sie trafen ihn doch wie ein Keulenschlag. Sie war noch nicht lange genug in der Firma, um seine Tragödie mitbekommen zu haben.
»Nein. Sie ist gestorben.«
Er sah die Bestürzung in Karins Gesicht, das Mitleid, das immer alle zeigten und das er nicht mehr ertragen konnte. Abrupt drehte er sich weg und legte die Pizza in seinen Einkaufswagen. Jetzt würde Karin gleich Beileidsbekundungen von sich geben und sagen, dass sie wisse, wie schwer es sei, alleine zu sein. Und dann würde er gehen und hoffen, ihr so schnell nicht wieder begegnen zu müssen.
Fortsetzung folgt …