Freitags kaufte Robert ein. Toastbrot, Erdbeerkonfitüre und Tiefkühlpizza. Eine Pizza Salami für den Samstag und eine Pizza Thunfisch für den Sonntag. Unter der Woche nahm er sein Mittagessen in der Kantine der Firma ein, aber am Wochenende musste er sich selbst versorgen. Dann setzte er sich mit seiner Pizza vor den Fernseher und ließ sich berieseln, während er mechanisch Bissen um Bissen in den Mund schob, ohne richtig zu schmecken, was er da eigentlich aß. Jeden Mittwochabend ging Robert mit seinem Nachbarn Badminton spielen. Jeden Samstag putzte er seine Wohnung. Sonntags ging er joggen und später ins Kino.
An diesem Freitag war jedoch alles anders, denn Robert hatte eine Woche Urlaub vor sich. Diese Tage gehörten für ihn zu den schlimmsten des Jahres. Nur sein Geburtstag und Weihnachten waren noch schlimmer. Und Mariannes Geburtstag. Dabei wusste Robert nie, was ihn mehr schreckte: die freien Tage daheim zu verbringen oder mutterseelenallein zu verreisen. An fremden Orten war die Einsamkeit oft besonders unerträglich. Robert sah all die glücklichen Paare und Familien um sich herum, er sah wunderschöne Natur und kunstvolle historische Baudenkmäler und fühlte sich dabei verlorener denn je. Er verspürte das brennende Verlangen, all diese Eindrücke mit Marianne zu teilen, sich mit ihr zu freuen, mit ihr zu lachen.
Doch Marianne war nicht da. Sie hörte ihm nicht zu, sie antwortete ihm nicht, sie schenkte ihm weder ihr zauberhaftes Lächeln noch hakte sie sich bei ihm unter und sagte mit ihrer warmen, fröhlichen Stimme:
»Nun, mein Süßer, wo wollen wir denn heute essen gehen? In diesem kleinen Restaurant unten am Markt, wo sie diese umwerfende Entenbrust in Orangensauce haben?«
Spätestens jetzt musste Robert sich zwingen, nicht die Augen zu schließen, weil er sonst alles wieder vor sich gesehen hätte: die Lavendelfelder in der Provence, die gewundenen, kleinen Gassen zwischen den alten Häusern, das Restaurant am Marktplatz mit den karierten Decken auf den Tischen, die im Schatten vor dem Haus standen, Marianne, die mit sichtlichem Genuss ihre Entenbrust verspeiste, und er, Robert, der voller Zärtlichkeit ihr von der Sonne gerötetes Gesicht betrachtete und im Augenblick vollkommenen Glücks einem Impuls folgend ihre Hand ergriff und fragte:
»Marianne, möchtest du mich heiraten?«
Ihre selige Antwort, der Chef de Cuisine, der ihnen einen eisgekühlten Champagner brachte und mit ihnen anstieß, und ach, diese unfassbare Weite und Wärme in Roberts Herzen, als er Marianne küsste.