Pizza Salami

1.

Robert Krämer brauchte es übersichtlich. Sein ganzes Leben bestand aus Ordnungen und Strukturen. Er stand jeden Morgen um Punkt sechs auf, außer sonntags, da blieb er bis sieben im Bett. Er trank zum Frühstück einen Becher Milchkaffee und las dabei die Schlagzeilen in der Tageszeitung. Für die Artikel nahm er sich Zeit, wenn er in der S-Bahn saß, auf dem Weg ins Büro. Dort trank er den zweiten Kaffee und aß das Käsebrötchen, das er sich unterwegs gekauft hatte. Am Wochenende, wenn er zuhause frühstückte, aß er zwei Scheiben Toastbrot mit Erdbeerkonfitüre.
Robert Krämer arbeitete im Controlling einer Firma, die Kunststoffverpackungen herstellte. Er war stets der Erste und der Letzte im Büro. Dort saß ihm der dicke Horst gegenüber, ein gutmütiger Kerl, der mit ihm die Fußballergebnisse vom Wochenende diskutierte, über den Chef lästerte und ihn ermutigte, doch mal mit der blonden Karin aus der Buchhaltung auszugehen, die sei wahnsinnig nett und würde gut zu Robert passen. Robert lächelte dann jedes Mal höflich und sagte, er werde es sich überlegen. In Wahrheit machte er sich recht wenig Gedanken über Karin. Er wusste nur, dass sie seit zwei Jahren geschieden war und einen kleinen Sohn hatte, einen richtigen Bengel, den sie einmal zu einem Sommerfest in die Firma mitgebracht hatte.
Im Büro hatte Robert Ablenkung. Dort konnte er vergessen. Vergessen, wie es war, wenn einem morgens jemand das Frühstück richtete, mit selbst gebackenen Brötchen und frisch gepresstem Orangensaft, mit Käse, Wurst und Eiern. Im Büro, zwischen all seinen Zahlen und Analysen und den Kollegen, konnte er Marianne vergessen.

Fortsetzung folgt …

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